GEDANKEN ÜBER den Körper als Technologie von Viola Yip
Als Künstlerin beschäftige ich mich damit eigene Instrumente zu bauen und entwickele Klangperformances an der Schnittstelle von Komposition, Performance, Improvisation und Klangkunst, wobei ich die Beziehungen zwischen Medien, Materialien und dem Raum durch performative musikalische Körper erforsche. Musikalische Körper spielen in meiner künstlerischen Arbeit seit jeher eine wichtige Rolle. Jenseits traditioneller Vorstellungen von Technik und deren Exekution fungieren sie als Arbeitshypothese für verschiedene künstlerische Konzepte:
As an artist, I have been interested in creating new self-built instruments and developing sound performances at the intersection of composition, performance, improvisation and sound art, exploring various relationships between media, materiality and space through performative musical bodies.
Musical bodies always play a significant role in my artistic work. Beyond the traditional notion of techniques and executions, they serve as an intersectional working-in-progress for various artistic concepts:
Multiphon Das Multiphonics Festival im Portrait von Maike Graf
Multiphonics, die Spaltklänge oder auch Mehrfachklänge, sind in vielerlei Hinsicht ein schönes Bild für das gleichnamige Klarinettenfestival. Obertöne über stehendem Klang, Akkordhaftes auf dem eigentlich ein-tönigen Blasinstrument, so das Wesen der Multiphonics-Spielweise aus der Zeitgenössischen Musik. Überträgt man das auf das Multiphonics Festival, stecken die Multiphonics in seinen mehr-fach, also vielseitig klingenden Klängen, wenn es sich nicht auf das klassische oder jazzige Genre und deren Standard-Spielweisen beschränkt. Da stecken Multiphonics in der Vielfalt der klanglichen Eigenheiten der Klarinettenspieler*innen, die sich als Obertöne über die stehende Basis der Klarinette als Festivalkern multiplizieren.
Obwohl das Klarinettenfestival nun schon seit 2013 unter diesem Namen sein Instrument in multi-pler Weise präsentiert, wird es in der diesjährigen Ausgabe seinem Namen nun wirklich gerecht, denn der Festivalschwerpunkt 2021 spaltet sich um die Neue, zeitgenössische Musik.
„Das muss Spaß machen, sonst macht das alles kleinen Sinn.“
„Ein Festival mit der Musik, die wir gerne hören würden“; das ist das Ideal für Jens Eggensperger und Annette Maye, die quasi zu zweit den jährlichen Klarinettenspielplatz aufbauen – dieses Jahr im Alten Pfandhaus und in der Kunststation St. Peter. „Ich möchte musikalische Freude daran haben“, bestärkt die Klarinettistin und „so was wie die künstlerische Leitung des Festivals“, wie Annette Maye sich selber betitelt, den Satz ihres Kollegen Jens Eggensperger.
Wenn man dieses Credo genauer betrachtet, kann man erkennen, dass es hier nicht darum geht ein neues Publikum mit seinen potenziellen wie abstrakten Wünschen zu ergattern oder sich als abgezockter, hochstrategischer Player in den Kampf um ebendieses Publikum aber auch um Spielorte und Fördergelder zu begeben. „Allein das Wort Kampf ist schon scheiße“, meint Jens Eggensperger. „Nur leider ist das in Köln, mit seiner fruchtbaren Umgebung für Kreativleistungen aber einer von ausgezeichneten Musiker*innen überquellenden Freien Szene, eigentlich notwendig. Mittlerweile sind wir nicht mehr die Kulturfighter, sondern entspannter. Wir setzen jetzt auf sehr hohe Qualität.“
Diese hohe Qualität findet sich, für Annette Maye, in den Klarinettist*innen, bei denen die Klarinette nicht die kleine Schwester des Saxofons ist. Als Annette Maye an der Musikhochschule für Musik und Tanz Köln Jazz-Klarinette studierte, war sie für ihren Lehrer Claudio Puntin die Erste mit diesem Hauptfach überhaupt. Üblicher war ein Jazz-Saxofon- oder Flöten-Studium mit aufgestockter Klarinettenspezialisierung. Beim Multiphonics Festival spielt die Klarinette definitiv nicht die Doubling Rolle, die ihr im Big Band Kontext oft übergestülpt wird. Sie stellt sich vorne an die Bühnenkante, oft durch Ensembles oder Duopartner*innen gestützt, und ruft nostalgisch in den Zuschauerraum: „In den 30er- und 40er-Jahren des Jazz war ich der Star!“
Heute ist es Annette Maye bei ihrem Festival ganz besonders wichtig, „dass sich die Musiker*innen wirklich umfangreich und ernsthaft mit der Klarinette auseinandergesetzt haben, um ihren individuellen Klang, abseits vom klassischen Standard mitzubringen“. Daher sollen die Musiker*innen des „Multiphonics“ Festivals zu „100 %, manchmal auch zu 90 % echte Klarinettist*innen sein, so wie Louis Sclavis, Gabriele Mirabassi oder Michel Portal. Aber die sind gar nicht so einfach zu finden.“ „Das ist so der Fluch und Segen von dieser sehr spezifischen inhaltlichen Ausrichtung“, fügt Jens Eggensperger hinzu: „Wir haben ein klares Konzept, aber es ist natürlich total schwierig, neue Leute zu finden.“
Multiphonics ist eine Bühne für die Klarinette, für das Familientreffen mit allen Großtanten, auch der Alt- und Kontrabassklarinette, aber nicht pur und rein solistisch, sondern „als eine Hauptzutat, in extrem variierenden Rezepten“, wenn Jens Eggensperger ein Festival kocht.
„In der Organisation sind wir eigentlich ein Zwei-Personen-Festival. Diesen Wahnsinn macht ja keiner mit.“
Für die Klarinetten haben Jens Eggensperger und Annette Maye schon einiges aufgebracht. Im Regen standen sie vor der Frankfurter Oper, nach einem Klaus Doldinger Konzert, und verteilten Flyer, um die Multiphonics 2014 in Frankfurt zu bewerben. Im Eröffnungsjahr saß das Festival noch in Fulda, einer Stadt, in der, nach Jens Eggensperger, „die Band Silbermond in der Esperanto Halle als Hochkultur vom Kulturamt gefördert wurde.“ 2015 wurden die Klarinettenkoffer, dann ins „musikalisch übersättigte Köln“ transportiert, so Eggensperger. In diesem Jahr tourt es nach den Konzerten im Alten Pfandhaus und der Kunststation St. Peters noch nach Düsseldorf, Dortmund, Meschede, Wuppertal, Müllheim und sogar bis nach Freiburg.
Der Anstoß für ein Klarinettenfestival kam aus Annette Mayes ältester Band, dem „Ensemble FisFüz“, namentlich von Murat Coşkun, der mit seinem Rahmentrommel-Festival „Tamburi Mundi“ bei Freiburg die internationale Rahmen-Community zusammentrommeln konnte. Mit dem Wunsch „die Klarinettenszene in Deutschland, vielleicht auch europa- oder weltweit mal ein bisschen zu vernetzen, unabhängig von einem speziellen Genre“, springt Annette Maye als Musikerin zusammen mit Jens Eggensperger in den Sturm des Festivalmanagements. Darin wirbeln organisatorische Stresswellen, aber auch nächtliche Abspülaktionen nach einem Konzert im Alten Pfandhaus oder polizeilich vermisst gemeldete Künstler*innen die im Zug eingeschlafen und bis nach Holland gefahren waren; aber vor allem eine ganze Menge Hingabe ihrem Multiphonics Festival und dem Instrument, dem es sich verschreibt.
„Wir hatten eine CD vom Ensemble hand werk im Auto, ich weiß überhaupt nicht, wie die da gelandet ist!“
Die Spielweise der Multiphonics ist schon lange auf dem Festival präsent. Daher weht die zeitgenössische Brise schon eine Weile durch seine Klarinetten. Dieses Jahr setzt das Multiphonics Festival einen Schwerpunkt mit dem „Trio Catch“, dem „Duo Stump-Linshalm“ und „Essence of North“ und verbindet die Konzerte in der Kunst-Station St. Peter mit audiovisuellen Live-Performances der Videokünstlerin Alba G. Corral. Die Entscheidung an drei Festivaltage Neue Musik zu spielen, war für Jens Eggensperger und Annette Maye der Moment „jetzt einfach mal den Mut zusammenzunehmen und den Schritt wirklich zu gehen; zu den echten Neue Musik Konzerten, für ein richtiges Neue Musik Publikum“, um zu zeigen: „Wir sind auch Neue Musik.“
Einerseits wollen sie sich damit selbst einen neuen Künstler*innenpool für die nächsten Festivaljahre eröffnen, andererseits das große Ideal „die stilistische und spieltechnische Bandbreite der Klarinette abzubilden“ noch mehr ausfüllen als ohnehin schon. Dazu kommt noch das Bedürfnis einen Raum für Neue Musik zu schaffen, „der weder der Stadtgarten noch das Alte Pfandhaus ist, denn da passt die Neue Musik gar nicht wirklich hin“, sagt Jens Eggensperger.
Mehr Klarinette für NRW mit dem Multiphonics Festival, damit die Frage vielleicht irgendwann irrelevant ist, warum es denn explizit ein Klarinettenfestival sein muss. Annette Maye und Jens Eggensperger und ihre herausragenden und gedankenvoll kuratierten Konzerte werden Ihnen an fünf Festivaltagen immer wieder eines entgegenrufen: „Warum denn nicht?“
Fraktale bilden durch das wiederholt angewendete Prinzip der Selbstähnlichkeit komplexe und einzigartige Strukturen. Die drei Komponisten und Musiker Benjamin Grau, Vincent Michalke und Philipp Lack haben ausgehend von den visuellen Formen ein Musikinstrument programmiert, das die mathematischen Prozesse auch in die musikalische Dimension überträgt. Im Rahmen der POLYMER – Reihe für Experimentalelektronik 2021 präsentieren sie ihr Projekt zum ersten Mal. Wir haben sie bei der Videoaufzeichnung zu einem Interview über Metadaten, Kontrolle und den kreativen Prozess zu dritt befragt.
Foto: Helene Heuser
Karl Ihr seid das erste Mal hier in Aktion als „Hackmeck“. Was verbindet Euch, wann habt ihr das Projekt begonnen? Vincent Ja, das war letztes Jahr im Mai oder Juni als die Pandemie voll im Gange war. Da bin ich irgendwann auf die Idee gekommen, ein Laptop-Ensemble zu gründen. Etwas, das man dann möglicherweise auch nur über das Internet machen kann. Ich habe spontan an die beiden gedacht und einfach gefragt. Ich weiß gar nicht mehr wie ich angekommen bin… Philipp Du hast es ziemlich klar beschrieben: ein Ensemble, das Metadaten herumschickt. Benjamin [lacht] Klar für wen? Philipp Ich habe sofort zugesagt, weil ich mir darunter direkt etwas vorstellen konnte. Karl Was sind denn Metadaten. Du hast auch gesagt: ihr formt ein Metainstrument. Wie hängt das zusammen? Vincent Das heißt grob gesagt, dass wir nicht die rohen Daten austauschen, also keinen Audio-Stream irgendwohin schicken. Sondern die Daten, die wir austauschen, sind auf einer gewissen Abstraktionsebene. Da geht es dann zum Beispiel um Skalen oder Formen, Strukturen und Klangfarben. Diese Daten schicken wir dann hin und her und die lösen dann bei jedem etwas Anderes aus. Benjamin Aber wir spielen nicht jeder ein Instrument, sondern wir spielen alle an einem Instrument. Karl Es geht also auch darum, ab einem gewissen Punkt die Kontrolle und den Zugriff auf bestimmte Parameter abzugeben? Philipp Tatsächlich geht es bei Musik und insbesondere bei Komposition viel um Kontrolle. Aber das technische System, das wir erschaffen haben, hilft uns dabei das gewissermaßen zu organisieren. Wir werden teilweise selbst überrascht, was dabei herauskommt, und kuratieren dann eigentlich nur noch. Ich habe etwas weggegeben, der technische Apparat gibt etwas zurück und dann nicken wir in dem Augenblick nur noch ab, was aus dem Gesamtprozess heraus entstanden ist. Vincent Ich empfinde diesen Prozess aber gar nicht so sehr als ein Gefühl von Kontrollverlust. Es ist eher ein positiv Überrascht-Werden. Man muss sich nicht um alle musikalischen Parameter kümmern, dabei kommt etwas Spannendes heraus, ohne dass man individuell so viel Arbeit hineinstecken muss. Benjamin Ja, wobei… [Lachen] Die Programmierung alleine hat vier Monate gedauert. Dass wir in einer Programmiersprache arbeiten und eben nicht auf vorgefertigte Lösungen zurückgreifen, setzt ein unglaubliches Maß an Konzeption voraus: Was braucht man, was nicht? Was wollen wir machen und was nicht? Nur danach richtet sich, was mit diesen Tools dann auch möglich ist. Philip Der Computer macht nur das, was man ihm sagt und hat darin alle Möglichkeiten. Das ist eigentlich das Problem: du musst dich am Anfang entscheiden, was Du willst, und dann mit dem Ergebnis leben, das zurück kommt. Vincent Ich finde, es ist eine Balance dazwischen, einerseits genau vorzugeben, was klingen soll, und im anderen Extrem den Algorithmus einfach wild laufen zu lassen. Für mein Gefühl sind wir jetzt ganz gut dort angekommen, wo wir nicht alles per Hand komponiert haben – ganz und gar nicht – aber auch sehr viele Stellen so gezähmt haben, dass man sich das auch anhören mag, vielleicht.
Foto: Karl Ludwig
Karl Wenn der Computer diese Grenzen aufzeigt, gerät man ja in eine eigenartige Position, oder? Benjamin Das macht total was mit einem, weil man eine sehr begrenzte musikalische Ausdrucksmöglichkeit hat. Fraktale klingen sehr häufig einfach wie Achtelketten oder Bachscher Kontrapunkt. Ich bin da gar kein Fan von, das ist ein ganz großer Konfliktpunkt. Helene Das muss man dem Programm dann austrainieren? Benjamin Genau. Sachen wie Phrasierung werden auf einmal wichtig. Wie kriegt man diesen Algorithmus dazu, dass er in irgendeiner Form phrasiert oder bestimmte Schwerpunkte setzt, die nicht so unfunky sind. Helene Das hört sich teilweise an, also würden Computer Jazz spielen. Schon rhythmisch, aber algorithmisch rhythmisch. Es hat so einen „Swing“, aber der ist überhaupt nicht menschlich. Benjamin Ja, das ist total witzig: Man programmiert da irgendetwas in seinem Kopf und hat verschiedene musikalische Strukturen erarbeitet. Dann kommen die Tonhöhen hinzu und alles verhält sich total anders. Im einen Teil nach Steve Reich und total gut, im anderen wie irgendein Vampir an der Orgel und super unangenehm. Helene Als würde man ein Instrument bauen und gucken, was das kann. Benjamin Ja, nur ist das eben keine Gitarre, sondern es ist eine Gitarre, die schreibt ihr eigenes Stück. Und dann sag ich „Nein, spiel das bitte anders.“ Helene Genau, man trainiert dieses Instrument… Philipp Wenn du eben sagtest „die Grenzen des Computers“, würde ich das umdrehen: der Computer macht nur das, was man ihm sagt und hat alle Möglichkeiten. Und das ist eigentlich das Problem: du musst dich am Anfang entscheiden, was Du willst und dann mit dem leben, was zurückkommt.
Karl Welche Rolle nimmt das Visuelle dann in dieser Konstellation ein? Vincent Konzeptionell eigentlich eine ziemlich große, weil wir uns wünschen, dass dieser Prozess, der die Musik generiert, nicht eine Blackbox ist, in der niemand merkt, wann sich Dinge ändern. Es soll möglichst deutlich gemacht werden, welche Strukturen und Prozesse sich abspielen, deshalb ist das Visuelle auch sehr plakativ. Karl Sag doch nochmal, wie sieht dieses Material aus? Helene Das sind Striche, die sich zu komplexen Strukturen verbinden. Du hast einen Block, dann kommt einer dazu und so baut sich das immer weiter auf. Vincent Wir verwenden eben diese Fraktale. Die werden sehr häufig für Visualisierungen von Bäumen oder anderen natürlichen Sachen benutzt, weil die sich eben so verästeln. Bei der Visualisierung ist das ursprünglich so, dass es Regeln gibt, die sagen „jetzt geht der Strich nach vorne“ und dann kommt ein neuer Ast, der genau dasselbe Muster hat, nur kleiner. Das habe ich dann erstmal sehr direkt auf den Sound übertragen, indem es also erstmal eine Note gibt, die den Stamm darstellt, dann gibt es einen Ast und der ist eine Oktave höher, aber spielt dieselbe Melodie wie der Stamm. Und das geht immer so weiter. Karl Ihr sprecht von „Komponieren“, aber es ist ja nicht das ganze Ding schon fertig, sondern ein live Prozess. Insofern ist ja die Grenze zur Improvisation recht fließend, wenn es auch um Interfaces und darum geht, wie ihr auf diesen Code, dieses Programm zugreift. Ist es so klar, dass ihr komponiert?
Benjamin Also in diesem Falle ist es relativ determiniert durch die Fraktale. Aber das ist eine Frage, die sich ergibt. Wenn wir mit Controllern arbeiten, macht es mehr Sinn auch mehr Freiräume für uns zu schaffen. Die gibt es jetzt auch, aber dadurch, dass man eine bestimmte Form hat, die schon aus musikalischen Motiven besteht, macht es für mich Sinn, sich eine gewisse Dramaturgie zu überlegen: Da will ich mehr Obertöne haben, dann gehen die zurück, dann kommen sie wieder hinein, usw. Das ist dann auch irgendwie determiniert. Das schreibe ich mir auf und dann ist es Teil des Kompositionsprozesses. Das heißt, ich improvisiere gar nicht so stark, vielleicht minimal „Wie schnell bewege ich den Regler?“, aber das ist für mich keine Improvisation. Philipp Tatsächlich ist uns auch schon der Gedanke gekommen, dass wir mit künstlicher Intelligenz arbeiten wollen. Das ist ein Visualisierungsprojekt. Ob das wirklich umzusetzen wäre, steht aber noch in den Sternen.
Foto: Karl Ludwig
Benjamin Ja, mehr Zusammenarbeit ist geplant. Aber Programmieren ist ein iterativer Prozess. Wir finden jetzt raus „Was hat funktioniert, was nicht?“, „Was für weitere Ansatzpunkte hätten wir gern?“, „Wie soll das umgesetzt werden?“, „Was war super umständlich, was war gut in der Bedienung?“. Dadurch entwickelt sich das eben. Helene Ihr nennt Euch „Ensemble“, aber seid ja eigentlich nur zu dritt… Vincent Wir sind uns nicht so ganz sicher, wie wir uns nennen sollen. „Ensemble“ oder „Trio“ rutscht manchmal so raus. Benjamin Das sind ja auch so Neue Musik-Bezeichnungen. In Gesprächen mit den Videoleuten, auch für das Projekt, das im September aufgezeichnet werden wird, fiel immer der Begriff „Boyband“ Philipp [Lacht] Deswegen sind wir auch heute in Uniform gekommen… Benjamin Ich weiß nicht. Wir machen zu dritt Musik, eben wirklich in der Gruppe, sodass es eigentlich eher ein Bandprozess ist, bei dem man zusammenkommt und gemeinsam an etwas arbeitet. Vor allen Dingen bei den Programmierarbeiten muss man einfach ein Konzept entwickeln, wie man das ganze umsetzen will, was die Rahmenbedingungen sind und was überhaupt die Zielsetzung ist. In diesem kreativen Prozess jeden Schritt gemeinsam zu gehen und sich auch um eine Konsensbildung zu bemühen, ist glaube ich total zentral. Deswegen eben „Ensemble“ und vielleicht auch ein bisschen „Boyband“.
Das Gespräch führten Karl Ludwig und Helene Heuser
Ein Jahr Corona liegt nun hinter uns, und damit auch ein Jahr mit eingeschränkten bis ausgesetzten Live-Konzerten. Untätig war die Szene allerdings keinesfalls: In zahlreichen Streams, Video- und Audioformaten, aber auch kreativen vor Ort-Lösungen hat sich die Kunst in die unterschiedlichsten Bereiche des Lebens bewegt – zumeist im Internet, aber auch nicht nur.
In einem gemeinsamen Treffen von kgnm und ON haben wir festgestellt, dass es so viele unterschiedliche „Corona-Produktionen“ in den letzten Monaten gab, dass nicht jede*r alles mitbekommen konnte. Das finden wir schade, denn wir haben so viele beeindruckende Produktionen, Streams und Videoaufzeichnungen gesehen, dass wir diese gerne zusammentragen und somit zeigen möchten, was in Köln während Corona alles passiert ist.
An dieser Stelle soll so eine kleine Dokumentation dessen entstehen, was abseits der bekannten Gebiete entstanden ist – zuerst notgedrungen, dann vielleicht bewusster und neugierig auf die unerschlossenen Möglichkeiten. Indem wir versuchen diese Entwicklung nachzuzeichnen, entstehen hoffentlich nicht nur neue Perspektiven auf den Reichtum unserer Szene, sondern auch auf die Veränderungen der Kulturwelt – im Schlechten wie im Guten.
Kompositionsauftrag Radio Sound Feature, Ursendung 18.3.2020 SWR2
22/03 – 12/07 ma meta [Marl](2020)
Johannes S. Sistermanns
KlangPlastik [Licht Rinde Video Sound auf Wand Fenster Folien Fotos Zeichnungen Monochord Ching] für das SKULPTURENMUSEUM GLASKASTEN MARL
Georg Elben, Stephan Wolters (Kuration)
GANZ GROßE FUGE – Kunstpreis Beethoven reloaded
Rochus Aust, LTK4
TRANSMEDIALE KONZERT-INSTALLATION für vier chinesische Radfahrer, marokkanische Tänzerin, italienischen Schiedsrichter, deutsches Stromorchester, virtuelles Streichquartett, multi-channel Video- und Audio-Realisation/-Deskription.
Totenhagen und Schmid´s Huhn im Kölner Funkhaus Schultanzprojekt„Bewegter Kosmos“ zu Klavierwerken von Iannis Xenakis, George Crumb und Karl Heinz Stockhausen Zöllner-Roche-Duo (Akkordeon – Klarinette) Christopher Fox und Johann Svensson Rei Nakamura Ausschnitte aus „Etudes Australes“ von John Cage Ensemble asamisimasa „Bright Darkness“ (Morning) von Klaus Lang
als Livestream mit der WDR Kulturambulanz umgesetzt. Noch bis zum 30/04/2021 verfügbar
07/05 devil’striangle Harald Muenz | Ensemble Mosaik Berlin | Carolin Naujocks (Redaktion)
The great Swiss composer and linguist Hans Wüthrich once said that obliteration is what makes something visible. Only after the actually unthinkable – unspeakable – has been verbally anticipated, it can *really* happen.
Intuitive Musik mit experimenteller Performance
„Mitten in der Corona-Zeit haben wir spontan ein Video in unserer Scheune gedreht. Diese Zeit fordert innere Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen. Wir wollen ein künstlerisches Zeichen setzen für Freiheit, Selbstausdruck und Kreativität. Das Besondere der Intuitiven Musik ist, dass wir ohne Absprache spielen. So leben wir den Moment, wie er sich uns zeigt.“ (Markus Stockhausen)
Dorit Schäffler (Klarinette, Bassklarinette, Tanz) | André Füsser (Perkussion, Performance, Malerei) | Anne Krickeberg (Cello) | Marc Mennigmann (Keyboards) | Volkmar Müller (Keyboards, Monochord) | Matthias Goebel (Vibraphon, Marimbaphon) | Markus Stockhausen (Trompete, Flügelhorn)
Film: Levi Krämer | Produziert von Markus Stockhausen
During the corona-lockdown, hand werk made a homeoffice Version of Steven Kazuo Takasugis face-theatre for six musicians. The musicians only rehearsed via videochat and recorded the piece individually, each one with a clicktrack. Takasugis piece, originally meant to be played on stage, gets a new, pandemic-influenced image. We are proudly announcing our first production with our new team. ensemble-handwerk.eu
Juni
10/06 Six Pianos at home
Gregor Schwellenbach, Daniel Brandt, Paul Frick, Erol Sarp, John Kameel Farah, Kai Schumacher
Nachdem eine schöne Tour mit eigenen Klavier-Stücken und Steve Reich’s Six Pianos als Hauptwerk abgesagt werden musste, waren wir spielwütig und haben uns in unseren jeweiligen Isolationsorten in Berlin, Duisburg, London, Toronto und Köln gefilmt.
Helmut Lachenmann – Dritte Stimme zu J.S. Bachs zweistimmiger Invention d-moll BWV 775 (1985)
Luigi Nono – „Hay que caminar“ soñando (1989)
Ennio Morricone – Canone inverso primo e secondo (2000)
Minikonzerte im Studio des Ensemble Musikfabrik mit reduzierter Teilnehmerzahl von bis zu 12 Besucher*innen.
Toshio Hosokawa – Three Essays (2015)
Milica Djordjević – Do You know how to bark? (2010)
Toshio Hosokawa – Kleine Blume (2011)
Pauline Oliveros – Approaches and Departures-Appearances and Disappearances (1995)
Beide Künstlerinnen legen in ihren Konzertprogramme großen Wert auf das Verbindende von neuer und alter Musik und lassen in der Darbietung stets Platz für ein Quentchen Humor. Deshalb liegen in der SternenStimmung Lieder von Clara Schumann neben vier Stücken aus dem Sternzeichen-Zyklus von Karlheinz Stockhausen auf dem Notenpult. Dazu Erik Satie und Charlotte Seither und der Frühlingsstimmen-Walzer von Johann Strauss. Wie das alles zusammen passt und klanglich rund wird, demonstrieren die beiden Musikerinnen in ihrem Konzert im Kölner Hinterhofsalon.
Georg Friedrich Haas – Ins Licht (2007) für Violine, Violoncello und Klavier
Iannis Xenakis – Paille in the Wind (1992) für Violoncello und Klavier
Jonathan Harvey – Flight-Elegy (1996) für Violine und Klavier
György Kurtág – aus Jatetok für Klavier – Antifone in fis – in memoriam György Szoltsànyi – Hommage tardif à Karskaya –Stiller Abschied von Endre Székely
György Kurtág – Varga Bálint Ligaturája (2007) für Violine, Violoncello und Pianino
Rebecca Saunders – Dust (2017/18) eine modulare Solokomposition – Gewidmet Dirk Rothbrust und Christian Dierstein.
Kompositionsauftag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln und Ensemble Musikfabrik, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Charles Wuorinen – Spinoff (1983) für Violine, Kontrabass und Congas
Anthony Braxton – Excerpts from different pieces Enno Poppe – Fell (2016) für Drumset solo
Carola Bauckholt – Geräusche (1992) für zwei Spieler
Mit Johann Sebastian Bachs Sonate c-moll schaffen sie einen wundervollen Rahmen um die Transzendenz und Leichtfüßigkeit der Avantgarde. Da passen die humorvollen Kompositionen eines Erik Satie ebenso ins Konzept wie die minimalistischen Stücke aus dem op. 14 von György Kurtág.
Tom Johnson – sequenza minimalista (1992) für Posaune solo
Evan Johnson – Ground (2010) für Kontrabassklarinette
Christian Wolff – Tuba Song (1992) für Tuba solo
Robin Hoffmann – Straßenmusik (2015) für Tenorposaune solo
Liza Lim – Wild Winged One (2007) für Trompete solo
Jing Wang – Yan (2016) für Muschelhorn
Mauricio Kagel – Mirum (1965) für Tuba
Aaron Cassidy – metallic dust (1998 – 99) für verstärkte Bassklarinette
Violeta Dinescu – cime lointaine (1990) für Oboe
Karlheinz Stockhausen – Klavierstücke I-V (1952 – 1953) für Klavier
Georges Aperghis – À bout de bras (1989) für Oboe und Klarinette
Elliott Carter – Inner Song (1992/93) für Oboe
Alban Berg – Vier Stücke op. 5 (1913) für Klarinette und Klavier
Liza Lim – Gyfu (2011) für Oboe solo
Harrison Birtwistle – Linoi (1968) für Klarinette in A und Klavier
Das Ensemble Musikfabrik präsentiert erstmalig eine virtuelle Sommerakademie, die das zeitgenössische Blechbläserspiel erforscht und für Interpret*innen wie Komponist*innen neue Wege der digitalen Zusammenarbeit aufzeigt. Aufführungstraining, Ansatz-Aufbau und Konzertkuratierung sind ebenso Bestandteil des umfangreichen Programms wie Kompositionsworkshops, Einzelunterricht und intensive Arbeit mit den SolistInnen des Ensemble Musikfabrik.
guterstoff lässt Grenzen zerfließen – zwischen Neuer Musik und experimenteller Musik, zwischen Klangperformance und audiovisueller Kunst, zwischen Performance und Party – um so einen offenen Raum für Musikkunst zu schaffen und Künstler*Innen unterschiedlicher kreativer Profile zusammen zu bringen. Und natürlich, um neue Ohren für experimentelle Klangkunst zu begeistern.
Milica Djordjević – Pod vodom raskršća snova (2019) für Klarinette, Violoncello und Piano
Iannis Xenakis – Charisma (1971) für Klarinette und Violoncello
Frank Zappa – The Black Page Piano Solo (1976) für Klavier
Wolfgang Rihm – Chiffre IV (1983/84) für Bassklarinette, Violoncello und Klavier
Isang Yun – Quartett (1994) für Oboe und Streichtrio
Brian Ferneyhough – Intermedio alla ciaccona (1986) für Violine solo
Toshio Hosokawa – Ibuki (Atem) (2016) für Viola solo
Anton Webern – 5 Sätze für Streichquartett op. 5 (1909)
Krzysztof Penderecki – 1. Streichquartett (1960)
Thomas Stiegler – Und. Ging. Außen. Vorüber. IV (2007)
26/08 Goldkehlchen in C Elektroakustische Komposition, Stimme, Video, Transducer, Bluetooth, Mund-Nasenschutz von Johannes S. Sistermann
Tape composition with the thirty-seven movements of the nine symphonies by Ludwig van Beethoven (EXTRACT only). „BeethovEnBloc“ is my personal response to a monument of German “Leidkultur”. The composition’s only materials are the sounds of the thirty-seven movements of the nine symphonies of Ludwig van Beethoven.
„You Are Here!“ Neue Klänge für ein zerstreutes Publikum von Theresa Beyer | Paul Hübner | Hannes Seidl |
mit David Helbich | Kamilya Jubran | Naoko Kikuchi | Liz Kosack | Etienne Nillesen | Elsa M‘Bala | Christoph Ogiermann | Oxana Omelchuk
Mit UKW-Radios ausgestattet flaniert das Publikum durch den Palmengarten. Zu hören ist der live mitten im Park produzierte und nur dort zu empfangende Sender „Radio Palm Fiction“. Im Zentrum des Programms steht der Trompeter Paul Hübner. Auch wenn er zu den experimentellsten Meistern an der Trompete gehört – die ersten pandemisch-musikalischen Auflagen trafen die blasende Zunft am härtesten, kein Abstand zwischen Trompeter und dem Rest der Welt schien groß genug. Um die erzwungene Distanz klanglich zu überwinden, machen sich Theresa Beyer und Hannes Seidl im Pop-up-Radiostudio auf die Suche nach einer neuen Band für Paul Hübner.
24/09 eternal breath – Ein Atem durch die Zeit Dorothee Oberlinger (Blockflöten) | Anna Friederike Potengowski (Steinzeitflöten) | Georg Wieland Wagner (Percussion) | Ensemble l’arte del mondo | Werner Ehrhardt (Leitung)
Konzert in der Reihe „Grenzgänger“ im FORUM Leverkusen mit Werken von Hildegard von Bingen, Dorothée Hahne, Giorgio Mainerio, Dario Castello, Willy Merz, Anna Friederike Potengowski, Antonio Vivaldi, Georg Wieland Wagner, John Cage
25/09 Coronalius Klarenz Barlow
online-Konzert des ICEM, Bourges | außerdem 26./27. Dezember 2020 beim WOCMAT in Taipeh | bei der Berliner DEGEM auf CD erhältlich
UA einer grafischen Partitur von Johannes S. Sistermanns | Maria Jonas (Sopran) | Irene Kurka (Sopran) | Lucia Mense (Flöten) | Bassem Hawar (Djoze) | Albrecht Maurer (Bratsche)
eine KlangPlastik-Komposition zur Eröffnung und Finissage der Ausstellung „Raum ist Partitur“ 26/09 – 08/11 | Susanne Grube, Johannes S. Sistermanns (Kuration)
ein Projekt des KÜNSTLERFORUM BONN im Rahmen von BTHVN2020
Gesprächskonzert im FORUM Leverkusen mit Werken von Robert Schumann, Clara Schumann, Claude Vivier, Astor Piazzolla, Mauricio Kagel, Karin Haußmann, Ludwig van Beethoven, Christoph Maria Wagner
26_27_30/09
Foto: Bettina Stöss
ELEONORE – ICH MUSS NICHT GLÜCKLICH SEIN Eine Befreiungsoper Frauke Meyer, Susanne Blumenthal (Künstlerische Leitung) | Oxana Omelchuk, Gordon Kampe (Komposition) | DJ Illvibe (Vincent von Schlippenbach) | Charlotte Roos (Libretto) | Uta Materne (Bühne und Kostüme) | Friederike Engel (Dramaturgie) | Nico Kraeima (Lichtdesign) | Florian Zwißler (Klangregie) | MAM.manufaktur für aktuelle musik
„ELEONORE – ICH MUSS NICHT GLÜCKLICH SEIN“
ist eine radikale Neuinterpretation. Ein neues experimentelles freies Musiktheater, das einen unkonventionellen Umgang mit der Gattung Oper wagt und hierin großes künstlerisches Befreiungspotenzial für die Zukunft aufzeigt
nimmt Beethovens Oper Fidelio als Materialsteinbruch und stößt eine umfassende Reflexion der Idee vom Streben nach Glück, von Befreiung und den damit verbundenen Utopien im heutigen gesellschaftlichen und künstlerischen Kontext an.
30/09 Poem in ProcessKammerelektronik 11
LTK4 – Klangbasierte Künste
Performative Installation für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Tanz, Elektronik und Licht von Roman Pfeiffer. In Reaktion auf die Corona Beschränkungen wurde die Kölner Aufführung als Wandelkonzert konzipiert, das die Musiker*innen in Schleife spielten, während das Publikum feste Zeitfenster buchen musste.
Daniel Agi | Heni Hyunjung Kim | Arturo Portugal | Luisa Fernanda Alfonso | Linda Nordström |
Nicolás Kretz | Ronald Schwandt | Roman Pfeifer
Das dritte Konzert unserer Reihe, ebenfalls mit begrenztem Platzangebot in der Alten Feuerwache.
Alan Hilario: „slap Schlag, Klaps + stick Stock“ (2010/13) 4 performer 24’
Mathias Spahlinger: „adieu m’amour“ (1983) vl, vc 15′
Jonas Baes: „for Arlyn“ (2020) UA für hand werk 15′
Mathias Spahlinger: „éphémère“ (1977) perc, pno, 2 performer 24′
21/10
Foto: Katharina Dubno
Chaya Czernowin: The Fabrication of Light
Benjamin Kobler (Klavier) | Ensemble Musikfabrik | Enno Poppe (Dirigent) | Maximiliano Estudies (Elektronik)
Liisa Hirsch : Autarkes (2020) für 10 Musiker Kompositionsauftrag von Festival AFEKT, Uraufführung
Saed Haddad: Critiques & Ironies (2020) für Klavier Kompositionsauftrag der Kölner Philharmonie (KölnMusik) im Rahmen des Non-Beethoven-Projekts für das Jahr 2020, Uraufführung
Chaya Czernowin: The Fabrication of Light (2019/20)
für Ensemble (Herstellung der Samples von Marie Carroll) Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln und Ensemble Musikfabrik, Uraufführung
SIN-3
Burkhard Beins [Berlin] (percussion) | Thomas Lehn [Wien] (EMS modular synthesizer) | Georg Wissel [Köln] (saxophone and preparations) – Kunsthaus Troisdorf
The trio unites three strong artistic personalities and pronounced specialists in their field. Using their wealth of experience as well as their willingness to take risks, Beins, Lehn and Wissel make room for electro-acoustic improvised music at the highest level. Instrumental and electronic playing techniques and sounds penetrate, contrast and combine to create unexpectedly stimulating musical processes, coagulate into tonal states or spontaneously change direction in the blink of an eye. Only the unforeseeable is predictable.
Tomorrows Entertainment, Ein Live-Hörspiel von und mit Kindern (Uraufführung)
Tomorrow’s Entertainment ist ein szenisches Hörstück von und mit Kindern, in dem diese gleichzeitig die Regie und alle Rollen übernehmen. Es gibt keine Erwachsenen mehr!
unter anderem mit Bernd Alois Zimmermann: Tempus loquendi für Flöte (1963)
17/11 Weltraumschrott (2020) für Orgel und Ensemble von Dominik Susteck
Bernhard Haas, Dominik Susteck (Orgel) | ON ALLSTARS | Susanne Blumenthal (Leitung)
ON @ ACHT BRÜCKEN 2020 / „Kosmos“
Aufnahme in der Kölner Philharmonie, gesendet von WDR 3 am 17.11.2020
Ein interreligiöser Totengesang von Christina C. Messner | Susanne Blumenthal (Musikalische Leitung)
In sieben thematischen Blöcken hat die Kölner Komponistin Christina C. Messner Texte aus verschiedenen Kulturkreisen und Zeitaltern vertont. In den Texten befassen Philosophen, Dichter und Theologen sich mit dem Übergang des menschlichen Lebens in den Prozess des Sterbens und formulieren dabei eigentlich mehr Fragen als Antworten. Ein Oratorium für Solisten, Kammerchor, Kinderstimmen und Kammerensemble.
Im Rahmen seiner Konzertreihe „Acts ’n Sounds“ und in Kooperation mit dem Festival Frau Musica nova streamt Ensemble Garage sein Konzert „Audible Landscapes“ live aus dem Kammermusiksaal des Deutschlandfunk.
Malin Bång: „Hyperoxic“ (2011) für Bassflöte und Klangobjekte (11 Min)
Natacha Diels: „Strange Attractors“ (2012) für Pikkolo, Schlagzeug und Elektronik (8 Min)
Sarah Nemtsov: „Brief.Kasten“ (2014) für Viola, Posaune und Elektronik (10 min)
Elnaz Seyedi: „3 audible landscapes“ (2019/20) für Posaune und Schlagzeug (11 Min)
Clara Iannotta: „Limun“ (2011) für Violine, Viola und zwei obligate Seitenwender (10 Min.)
Max Pross (Regie) | Maximiliano Estudies (Klangregie) | Warped Type: Roland Nebe, Andreas Huck (Stream und Kameraführung)
29/11
Foto: Susanne Diesner
Das Schweigen der Dafne Musiktheater für eine Tänzerin, einen Schauspieler und Kammerensemble
ER begehrt SIE. SIE IHN nicht. – Kollision zweier Protagonisten aus parallelen Welten. Begehren, narzisstische Kränkung, Umschlag in Gewalt. – Dafne, die erste Liebe des Apoll, hat unzählige Namen. Dafne ist auch Daphne Caruana Galizia. 2017 wurde die maltesische Journalistin Opfer eines politischen Mordes.
Videodokumentation in den Alten Farbwerken Düsseldorf, Halle 21 anstatt der geplanten Premiere am 3/12
Kurz gesagt ging es mir darum, aufzuzeigen, wie sich eine Schwarmintelligenz entwickeln und verhalten kann, sowie welche Prozesse und Konflikte innerhalb dieser entstehen können.
Sivan Cohen-Elias: Lachatz Avir / Air Pressure (2010) Fl, Cl, Vl, Vc 9’
Steven Kazuo Takasugi: The Flypaper (2005/12) Fl, Performer und El. 6’30
Timothy McCormack: Mirror Stratum (2011) Kontrabassklarinette & Cello 15
Justin Hoke: When White still meant something (2011) Perc, Vla, Vc 8’
Steven Kazuo Takasugi: The Man Who Couldn’t Stop Laughing (2009-2014) 4 Performer & El. 15’
12/12 A very special Duo Malika Maminova (Vibrafon, Percussion, Melodica, Klavier) | Dariya Maminova (Klavier, Stimme, Indisches Harmonium) – Live aus dem Salon de Jazz in Köln
Mit vier Kompositionen von Dariya Maminova, aber auch Stücken von Maurice Ravel, Chick Corea und Mauricio Kagel fließen Instrumentaltheater, Neue Musik, klassische Arrangements, Jazz und Minimalismus ineinander. Anschließendes Künstlergespräch
Der Kabarettist Martin Zingsheim und das E-MEX Ensemble nehmen sich Ludwig van Beethoven vor. Um nicht die soundsovielte rituelle Verbeugung vor der großen Überfigur des Jubiläumsjahres 2020 zu vollziehen, hat man sich auf wenig Bekanntes von Beethoven konzentriert, und auf Bekanntes in ungewöhnlichen Arrangements. Zusätzlich spiegeln sich Aspekte der Musik des „rheinischen Titanen“ in Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts. Helles und Dunkles steht nebeneinander: Beethovens permanenter Fortschrittsdrang, seine Kunst der Bagatelle und die etwas obsessive Vorliebe für Märsche finden ihre zeitgenössischen Entsprechungen.
Am Tag von Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag hielt Rainer Nonnenmann im Rahmen der Ringvorlesung „Beethoven unter der Lupe“ an der HfMT Köln einen Vortrag über zeitgenössische kompositorische Beethoven-Rezeption. Mit Noten- und Klangbeispielen vorgestellt und kommentiert wurden Werke von Mauricio Kagel, Hans Zender, Dieter Schnebel, Johannes Quint, Vito Palumbo, Maximilian Marcoll und Leif Inge.
Adventure #4 Ensemble musikfabrik in Kooperation mit dem Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln
Adventure #4 widmet sich der künstlerischen Produktion von unterschiedlichen audiovisuellen Formaten, die sich mit dem Wechselspiel von Instrument, Elektronik und Medialität auseinandersetzen. Der künstlerische Umgang mit der aktuellen Situation verwandelt die Räume der Musikhochschule Köln und der Musikfabrik zu Aufnahmestudios, in denen die Studierenden gemeinsam mit den Musiker*innen dafür entstandene Kompositionen erproben und realisieren.
16/01 Seuchenstream fünf
Emily Wittbrodt (Cello) | Hanna Schörken (Gesang)
Hanna und Emily spielen freie Improvisationen, die einen Raum für viel Unvorhergesehenes öffnen. Noise paart sich mit Jazz und bewegt sich zu einem Folksong. Geschichten werden erfunden und verworfen. Ein Sound, der sich in Stille verwandelt und dann wieder aufgeht…
Eine „Veranstaltung“ der Konzertreihe im Makroscope. Viel Spaß!
Das Versprechen war lange Zeit, dass Maschinen uns von der müßigen Arbeit befreien. Sie sollen uns die Schufterei abnehmen, so dass wir uns den schönen, angenehmen und erhabenen Dingen zuwenden können.
Distant Livestream am 19.2.2021 aus Köln und Kanagawa:
Peter Eötvös, „Secret Kiss“ (2018/2019) für Erzählerin und Ensemble – Textauswahl von Mari Mezei „aus Seide“, Roman von Alessandro Baricco
Kompositionsauftrag von Ensemble Musikfabrik und Kunststiftung NRW, Gageego Ensemble Gothenburg, Casa da Música Porto, Plural Ensemble Madrid, Bunka Kaikan Tokyo und MÜPA Budapest
19_20/02 Inspire Session #6 Alone I wonder … together we ask
In der interdisziplinären Serie begegneten sich vier Performer*innen und zwei Illustrator*innen in der KHG Köln. Am ersten Abend erlebten die Performer*innen Annie Bloch (Orgel), Dennis Schmitz (Tanz), Pablo Giw (Trompete) und Echo Ho (Klangkunst) einander in vier Solo-Performances, während die Illustratorin Polina Korovina sie zeichnete. Über Nacht haben sich die Eindrücke des Vorabends synthetisiert und die vier Performer*innen kommen zu einer gemeinsamen Improvisations-Session zusammen. Ohne Vorabsprachen außer die Hinzunahme eines Timers, ohne Proben, ohne vorangegangene gemeinsame Projekte. Dieses Mal illustriert Josephine Bick.
Eigentlich als Konzert mit Werken für je eine*n Spieler*in und eine*n Zuhörer*in geplant, haben wir aufgrund des Veranstaltungsverbots einen Neue Musik Horrorfilm gedreht, der am 6.3. auf youtube Premiere hat. Für dieses Projekt entwickelte jede*r hand werker*in in online-Kooperation mit je eine*r externen Künstler*in eine Arbeit. Die sechs Werke sind auf einem schicken USB-Stick für 5 € plus Versand per Mail an info@ensemble-handwerk.eu bestellbar.
16/03
Grafik: Daniela Löbbert
HURLY*BURLY
Ruth Schultz (Regie) | Theo Ther (Text) | Kai Niggemann (Soundtrack) | Kai Niggemann, Katharina Sim, Julie Stearns (Stimmen) | Sandra Reitmayer (Dramaturgie, Redaktion)
EIN RADIOMÄRCHEN MIT SCHRÄGEN SOUNDS, TANZ ZUM VORSTELLEN, ACTION UND ACHTSAMKEIT ZUM MITMACHEN FÜR MENSCHEN AB 10.
Plötzlich ist Æhm da – aus der Zukunft zu uns gereist, denn die freakig-fantastisch-fluffige und faire Future ist in Gefahr! Æhm ist a Hæxx auf der Suche nach Verbündeten. Die Mission: die Unerwachsenen aktivieren und eine Band bilden, um die Zukunft zu retten. So landet Æhm im Radiostudio von Door und Kylie. Doch Achtung, das wissen auch die Harthearts, die die Zukunft kontrollieren und versuchen, Æhm zu stoppen…
Premiere am 16/03 in Zusammenarbeit mit dem FFT, Düsseldorf
Beitrag zu Surprise-Surprise, einem partizipativen Mail Art-Projekt, das als Kunstaktion in wechselhaften Zeiten der Corona Pandemie zu einer gemeinschaftlichen künstlerischen Aktivität einlädt.
An Index of Metals (Fausto Romitelli) E-MEX-Ensemble
Mit »An Index of Metals« beschreitet E-MEX abermalsneuartige Wege kreativer Gestaltung in Musik und Medien. Zusammen mit der Sopranistin Sirje Viise, den Klangkünstlern Bernd Schultheis und Michael Pattmann und der Kameraführung von Henrik Eskens entsteht eine multimediale Produktion.
Videoproduktion 23/01/2021 – Veröffentlichung vsl. Ende März 2021
Verleihung des Deutschen Musikautorenpreises in der Kategorie „Komposition | Klangkunst“ an Johannes S. Sistermanns.
April
10_11/04 Pferde Musik Ritual
Begegnung von Musiker*innen aus verschiedenen Kulturkreisen. Die innere Haltung beim Musizieren bringt eine Stimmung zum Ausdruck, deren Auswirkung auf Natur, Mensch und Tier wir auf dem freien Feld beobachten, erleben und gestalten.
Zur Veranstaltung wird persönlich eingeladen. Weitere Mitwirkende – Musiker*innen, Tänzer*innen, Pferdefreunde u.a. sind nach vorheriger Vereinbarung herzlich willkommen. Anmeldung bitte per Email: ak@tonecentrale.de
Eine Diashow mit Vogelstimmen.
Die Fotos entstanden im Januar 2018 unmittelbar nach dem Sturm „Frederike“. Elektronischer Verfremdung wird zur Allegorie auf das menschliche Eingreifen in die Natur.
„Verdinglichung ist ein Vergessen“(T.W. Adorno und M. Horkheimer)
Fortlaufendes
Foto: Norbert Stein
PATA ROOMS
Ein Projekt von Norbert Stein Pata Music über Kollektives Komponieren.
In einem inhaltlich offenen und aufeinander aufbauenden Kompositionsprozess sind bislang sieben Videos entstanden. Sie lassen den kreativen Geist, die Gestaltungskraft und die Visionen unterschiedlicher Zusammenstellungen von Musiker*innen spüren und erleben:
Lila Maya – Black Shirt from Sicily – In Transition – Emanation of a Love Bird – The Changing of Tradition – Trilogy
Für uns. Für uns
Hannes Seidl | mit Julia Mihály | Hannes Seidl | Jodelclub | Friends
Während des Lockdowns sind von März bis Juni 2020 sieben Songs in Heimarbeit entstanden.
Lockdown Tapes ist eine live to tape Video-Serie, in der die Mitglieder des Ensembles Musikfabrik in Zeiten von COVID-19 und social distancing, Soli oder klein besetzte Kompositionen präsentieren.
The MirroR Unit
Tim O’Dwyer [Singapore] (prepared alto sax) | Georg Wissel [Köln] (prepared alto sax)
telematische Probenarbeit und recording sessions
Broken Ghost Consort
Matthew Goodheart [NY] (piano) | George Cremaschi [Praha] (bass) | Georg Wissel [Köln] (clarinet)
Was für Produktionen wurden realisiert? Wo kann man Eure Videos, Eure Streams, Eure Audiofiles anschauen und anhören, die seit März letzten Jahres entstanden sind? Und falls es keinen Link mehr gibt, schreibt uns doch einfach, wann Euer Stream oder eure Performance wo zu sehen war. Wir freuen uns über gegebenenfalls einen Link, eine kurze Beschreibung und idealerweise ein Foto an karl.ludwig@on-cologne.de. Bei Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Am 16. Februar 2021 starb Volker Müller. Der langjährige technische Leiter und Toningenieur des Studios für elektronische Musik des WDR war eine feste Größe und Schlüsselfigur in der Geschichte des Studios und der Entwicklung der elektronischen Musik in Köln, wie Rainer Nonnenmann in seinem Nachruf beleuchtet. Das Wirken Volker Müllers war dabei aber nicht nur einer älteren Generation von Begriff und Bedeutung. Zahlreiche Studierende und junge Komponist*innen haben in den vergangenen Jahren von seiner Expertise und seinem Erfahrungsschatz profitiert. Das zeigt vor allem die große Resonanz an persönlichen Erinnerungen und Danksagungen, die wir an dieser Stelle versammeln dürfen und die die Leerstelle offenbaren, die Volker Müller hinterlässt. Mit ihm stirbt ein Stück Zeitgeschichte.
Foto: Daniel Mennicken
Retter des WDR-Studios für elektronische Musik Zum Tod des langjährigen technischen Leiters Volker Müller
von Rainer Nonnenmann
Die Musikhistoriographie hat bloß ein Dutzend sattsam bekannter Komponisten als Heroen der elektronischen Musik verewigt. Meist unterschlagen werden dagegen neben einigen Komponistinnen auch die Techniker, die nach 1945 mit viel Erfindergeist und Experimentierfreude halfen, die damals verfügbare Aufnahme-, Mess- und Sendetechnik des Reproduktionsmediums Rundfunk zu einem neuen Produktionsinstrument umzufunktionieren. Das Studio für elektronische Musik des (N)WDR trat 1953 mit ersten rein elektronisch generierten Stücken in Radio und Konzert an die Öffentlichkeit. Viele Zeitgenossen reagierten entsetzt und verteufelten die Elaborate aus der Hexenküche als „seelenlose Technik“, „Atomspaltung“, „Tod der Musik“. Andere dagegen waren vom revolutionären Neuansatz fasziniert.
Binnen weniger Jahre entwickelte sich das Kölner Studio zu einem internationalen Magneten. Musikschaffende aus der halben Welt konnten hier neue Struktur- und Klangvorstellungen realisieren, und zwar mit Hilfe von Ingenieuren, die sich bestens mit den Funktionsweisen und Kombinationsmöglichkeiten von Sinus-, Impuls-, Sägezahn- und Rauschgeneratoren, Filtern, Bandmaschinen und Hallplatten auskannten. Nach der „heroischen“ Gründerphase unter den künstlerischen Leitern Herbert Eimert und Karlheinz Stockhausen wurde 1971 Volker Müller als 1. Programm-Ingenieur angestellt. Bis zur Schließung des WDR-Studios Ende 2000 war er dreißig Jahre lang an Produktionen namhafter Komponisten beteiligt, allen voran Stockhausen. Nach „Sirius“ von 1976 realisierte er auch die Elektronik von dessen Opern „Montag“, „Freitag“ und „Mittwoch“. Rechte Hand war er auch für York Höller, der die künstlerische Leitung des Studios 1990 übernahm und hier die Elektronik zu seinen großen Orchesterwerken „Schwarze Halbinseln“ und „Pensées“ produzierte. Ferner zu nennen sind Henri Pousseur, Luc Ferrari, Peter Eötvös, John McGuire, Jonathan Harvey, als einzige Komponistinnen Youngi Pagh-Paan und Unsuk Chin, sowie Ende der 1990er Jahre Marco Stroppa, Paulo Chagas und Kilian Schwoon. Welchen mitschöpferischen Anteil der Ingenieur bei der Entstehung all dieser Kompositionen hatte, ist kaum zu ermessen, auch wenn er sich selbst immer professionell und bescheiden als Techniker bezeichnete.
Nachdem das Studio bereits innerhalb des Funkhauses zweimal hatte umziehen müssen, wurde es 1986 in die Annostraße in der Kölner Südstadt verlegt. Schließlich mussten die vielen hunderte Geräte erneut abgebaut werden, als der WDR den Betrieb einstellte. Dem Einsatz von Volker Müller ist es zu verdanken, dass das über fünf Jahrzehnte gewachsene und weithin einzigartige Ensemble an Audiotechnik damals nicht verkauft oder verschrottet, sondern in einem Kellerraum in Köln-Ossendorf wieder funktionsfähig aufgebaut und wenigstens zur Digitalisierung analoger Tonbänder genutzt wurde. Noch nach seiner Pensionierung 2007 wartete Müller als freier Mitarbeiter den Geräteparcours. Bis zuletzt dokumentierte er Schaltpläne, um das Studio dereinst wieder aktiver Nutzung zuführen zu können. Noch jüngst war er bei einer Präsentation des Studios auf Google Arts & Culture beteiligt, die dort demnächst zu sehen sein wird. Wenige Wochen vor seinem 79. Geburtstag ist Volker Müller nun am 16. Februar gestorben.
Gerne und ausgiebig zeigte er das erstrangige Kulturgut internationalen Fachbesuchern aus Komposition, Musikwissenschaft, Noise, Techno, Electronica, Krautrock und ganzen Hochschulseminaren. Alle wurden freundlich mit Kaffee und süßen Teilchen empfangen und von Müllers Begeisterung angesteckt. Wie sehr der rüstige Rentner mit der analogen Tonbandtechnik verwachsen war, sah man an seiner Geschicklichkeit beim Einlegen, Schneiden, Kleben und Führen von Bändern über Maschinen, Teller, Tonköpfe, Schleifen. Gerne demonstrierte er, wie sich auf hundertstel Sekunden genau neue Klänge aus zufälligen Radioschnipseln generieren lassen, einfach durch Oktavieren, Loopen, Überlagern, Filtern, Verlangsamen, Beschleunigen, Rückwärtslauf etc. Im Internet ist er auf vielen Videos zu sehen, wie er lebhaft Auskunft gibt über Geräte, Synthesizer, Mischpulte, Sampler, Vocoder sowie digitale Prototypen der 1980er und 90er Jahre.
Pläne zu einer Revitalisierung des Studios scheitern jedoch seit zwanzig Jahren. Zuletzt gab es Optionen für das Haus Mödrath bei Kerpen und jüngst in Köln-Raderthal im denkmalgeschützten ehemaligen Sendegebäude der Westdeutschen Rundfunk AG von 1927, das der Stadt Köln gehört, deren Liegenschaftsamt jedoch das Nutzungsrecht für eine Beherbergung des Studios nicht ändern wollte. Ziel ist kein totes Museum, sondern ein lebendiger Betrieb mit Künstlerresidenzen, Produktionen, Aufführungen, Workshops, Forschungs- und Vermittlungsprojekten. Angesichts global standardisierter Software interessieren sich tatsächlich immer mehr Musikschaffende wieder für die alten Technologien. Aktuell erarbeiten Stadt Köln, WDR und Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW einen Träger-, Funktions- und Wirtschaftsplan zur aktiven Nutzung des Studios im Rahmen der baulichen Erweiterungen des Zentrums für Alte Musik auf dem Helios-Gelände in Köln-Ehrenfeld. Die irgendwann vielleicht doch noch kommende Renaissance des Studios wird Volker Müller nicht mehr erleben.
Foto: Daniel Mennicken
Erinnerungen von Weggefährt*innen
„Volker Müller hat bis zu seinem Tod das eingelagerte Studio für Elektronische Musik betreut, war mit allen Details vertraut, hat sein Wissen gerne geteilt.
Sein Wissen wird fehlen für den Erhalt des Studio für Elektronische Musik des WDR. – Es bleiben viele Geschichten in Erinnerung über die stundenlangen Besuche bei Volker Müller in den Räumen des eingelagerten Studio für Elektronische Musik, bei Wein, Snacks und Pizza… bleibt zu Wünschen, dass das Studio für Elektronische Musik des WDR bald wieder installiert und genutzt werden kann – von internationalen Gästen, StipendiatInnen, es ein lebendiger Arbeits- und Begegnungsort wird – neue Produktionen im wieder aufgebauten Studio auf Tonträgern dokumentiert und veröffentlicht werden – wie in einer Kölner Tonträgerreihe mit Produktionen von internationalen NutzerInnen – die das Erbe in die Welt hinaustragen.“
Georg Dietzler
Freier Kurator, Künstler, Vorstand der Initiative Freie Musik e.V.
„Erinnert man sich an das Studio für elektronische Musik des WDR Köln, fallen einem zuerst Namen wie Herbert Eimert oder Karlheinz Stockhausen ein; befasst man sich näher, können einem vielleicht Heinz Schütz oder Michael von Biel in den Sinn kommen.
Leider taucht Volker Müller dabei nicht auf. Dennoch wäre der Aufbau und Betrieb ohne ihn nicht möglich gewesen, da seine Tätigkeit weit über die Standardtätigkeit eines Toningenieurs hinausging. Nicht nur als profunder Kenner des technischen Equipments der elektronischen Musik, sondern auch bei der Entwicklung eigener Geräte, sowie als ideengebender Assistent der Komponisten leistete er einen unverzichtbaren Beistand.
Somit ist auch Volker Müller nicht aus der Geschichte dieses Studios wegzudenken.“
Joachim Zoepf
Musiker
„Das Studio für Elektronische Musik des WDR Köln bestand 50 Jahre, 30 Jahre davon geprägt durch Volker Müller (ab 1971). Nach Beendigung der aktiven Nutzung (2001) wurde Volker Müller vom WDR beauftragt, alle Produktionen, die in diesen 50 Jahren entstanden waren, zu digitalisieren. Zur Erfüllung dieser Aufgabe wurden die ”historischen” Geräte wie Tonbandmaschinen und Lautsprecher usw. von Volker Müller funktionsfähig gehalten, sodass eine ”schöne” Kontinuität des alten Betriebes gewahrt blieb: im ”Keller” lebte das Erbe weiter, auch nach der Pensionierung von Volker Müller 2007, und die eingeweihte Öffentlichkeit konnte daran teilnehmen, Volker Müllers Führungen waren beliebt, witzig, anekdotengefüllt, professionell, lehrreich. Das und der geheimnisvolle Äther alter Analogstudios ist nicht mehr, ist verstummt.
Volker Müller nannte man ”Ingenieur”; die bessere Bezeichnung wäre ”Tonmeister”, denn es ist jener, der für die Produktion in technischer und künstlerischer Hinsicht verantwortlich ist. Volker Müller hat mindestens 51 Produktionen der Elektroakustischen Musik (EM) verantwortet – welch eine Leistung! Er war nicht nur für die ”Werkproduktionen” verantwortlich sondern organisierte den ganzen Studiobetrieb, Neuanschaffungen, das technologische Fortschreiten; damit verband er sich persönlich tief mit Maschinen, Räumen, Produktions- und Aufführungsprozessen, so tief, dass man sagen kann: er ”diente” den Prozessen. Das Attribut ”Dienen” (einer Sache dienen) ist kaum mehr anzutreffen, zumal es durch die Zeitverträge im öffentlichen Dienst weitgehend verhindert wird.
Ich begegnete Volker erstmals 1982 im Zusammenhang mit der Aufführung der WDR-Produktion ”Die Legende von ER” von Iannis Xenakis in unserem Festival Inventionen, er war natürlich verantwortlich und Ansprechpartner. Und ich traf ihn, die graue Eminenz der EM, immer wieder auf den Tonmeistertagungen, und vor 10 Jahren bei der Präsentation des Films ”Ton Band Maschine” (Regie Michael Beil und Elmar Fasshauer), wo er natürlich das WDR-Studio vertrat. Man fühlt in den liebevollen Kommentaren seine tiefe Verwurzelung mit dem Analogzeitalter, vertreten durch Tonbänder, Tonbandmaschinen, Geräte der Messtechnik usw. Er bemerkt strahlend: ”Sie können schon mit einem Tonbandgerät alleine und einem Mini-Mischpult unglaublich tolle Klänge machen, ohne eine Quelle zu haben” – und er macht es vor, nach dem Motto: ”es gab Anforderungen, und man musste eine (fantasievolle) Lösung finden”, auch mit dem Hinweis auf unausweichliche ”singuläre Sprachinseln” in der Kommunikation zwischen Komponist und Tonmeister – einem Team, das es so nicht mehr gibt!“
Folkmar Hein
langjähriger Leiter des Elektronischen Studios der TU Berlin
„Danke, lieber Volker Müller! Für die ausführlichen Telefonate, weil ein kurzer Plausch war mit Ihnen kaum zu haben. Diese waren Ausdruck Ihrer Wertschätzung gegenüber Anderen und der Sache selbst. Sie wussten auf den Tag genau, wann man bei Ihnen im Studio war oder zuletzt mit Ihnen gesprochen hatte. Sie schauten in Ihre sorgfältig geführte Liste, die als Beleg Ihres verbindlichen Charakters unfehlbar war: Auf das Müller-Backup war Verlass, kein Name wurde vergessen, jedes Treffen erinnert. Vor einigen Monaten sprachen wir darüber, wie unterschiedlich in Europa mit solchen Studios und Laboren als „state property“ umgegangen wurde, wie man Kunstschaffenden, Studierenden und Interessierten den Zugang ermöglichen kann. Auch um den zeitgemäßen Umgang mit Klangarchiven ging es und Ihre persönliche Verwunderung darüber, wieso junge Leute noch verrückt danach waren. Sie inmitten der Maschinen in Ossendorf besuchen, fragen und filmen wollten. Vom letzteren, dem reinen Vorführen der Geräte waren Sie etwas müde geworden, wollten lieber Gespräche ohne Kamera führen und überhaupt: Gab es nicht schon genug gleiches Filmmaterial mit demselben Gesicht und denselben Händen, die aber nicht mehr so sicher zugreifen konnten? Solche Umstände wurden Ihnen langsam unangenehm, auf Dauer unterforderte es auch. Seit einer Weile waren überraschende Begegnungen und Diskurse jenseits des Kabelvorhangs selten geworden, der Kräuterteeschaden in der einen Bandmaschine gehörte wiederum zu den vielen Bonmots Ihrer reichhaltigen Erzählungen. Oft waren Ihre Führungen schon ausgebucht und Sie fragten erstaunt nach, wenn jemand aus Los Angeles oder Brüssel vorbeikommen wollte. Eine internationale Öffnung in dieser Hinsicht, das wäre ein guter Neuanfang gewesen. So verblieben wir auf ein nächstes Mal, gingen per Telefon wieder den Weg vom Hölzchen aufs Stöckchen zurück zu Werner Meyer-Eppler und zum Prozess des Erfindens, zu Familien von Schallaussendungen, spekulierten darüber wie wertvoll die künstlerische Freiheit des Quereinstiegs sein könnte und was es heute bedeutet, Neuland zu betreten. Dein erstes waren wohl die Experimente an der elektrischen Registertraktur in der Stiftskirche, in die du nachts mit dem viel zu großen Schlüssel reingeschlichen bist. Du siehst, ich duze dich jetzt, ungefragt. So schaffe ich eine Nähe, denn sehr gerne hätte ich dir noch einmal die Hand gereicht. Danke für die Inspiration, dass wir uns begegnet sind, auch im Namen vieler Studierender. Für den ausgiebigen Blick in die Partituren, den Glissandi in Perlenformation auf Mehrkanal, deinen ganz besonderen Wortschatz.“
Waltraud Blischke
Institut Für Musik Und Medien der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
„Man könnte meinen, Volker Müller gehörte zu den Menschen, die viel über Ampere und Volt, Dezibel und Hertz wissen und wie dieses Wissen am besten den KomponistInnen zu vermitteln ist. Aber die Grenzen und Rätsel der Technologie des variablen Stroms waren für Volker Müller nur der Weg, der menschlichen Seele Ausdruck zu verleihen. Wir trauern um Volker Müller: der Mensch, der Ingenieur, der Musiker, der Schützer von Geheimnissen und Rätseln der elektronischen Musik.“
Luís Antunes Pena
Komponist
„im vorwort zum stockhausen band der musik-konzepte fragt heinz-klaus metzger, ob es nicht analog zur jüdischen legende von den 36 verborgenen gerechten auf deren wirken der (fort)bestand der welt beruht, vergleichbares in der musik gäbe. keine frage, volker war einer davon: mit wärme, leidenschaft, kauzigem humor und einem immensem wissen, das er unfassbar grosszügig teilte, hat er vielen komponisten ermöglicht, dass ihren ideen gerechtigkeit wiederfahren konnte, ohne ansehen von bekanntheit oder alter. wer wird jetzt seinen platz einnehmen (können)? mit wem kann man sich jetzt eine nacht im keller in ossendorf um die ohren hauen?“
hans w koch
Komponist, Klangkünstler, Professor für Sound an der Kunsthochschule für Medien Köln
„Ich habe Herrn Müller erstmals im Herbst 2009 kennengelernt im Rahmen eines Musikwissenschaftsseminar an der Kölner Musikhochschule. Gemeinsam besichtigten wir die Räumlichkeiten des ehemaligen elektronischen Studios des WDR. Seine begeisterten Erklärungen zu Stockhausens „Kontakte“, speziell zu seiner Lieblingsstelle bei Minute 17, sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben, ebenso seine en passant gegebenen Ausführungen zu Ferruccio Busonis Schriften zu einer neuen Ästhetik der Tonkunst, die ich schließlich sechs Jahre später mit Begeisterung las und auf die ich bis heute regelmäßig zurückkomme.
2010/11 entstand mit dem elektronischen Studio der HfMT ein Dokumentarfilm unter anderem über das WDRStudio, in dessen Nachgang Volker Müller einwilligte, mit einigen Kompositionsstudierenden elektronische Stücke auf den alten Geräten zu komponieren. Ich sagte begeistert zu, da ich als Grünschnabel mir die Chance nicht entgehen lassen wollte, mein erstes Elektronikstück in diesen heiligen Hallen und mit diesem technischen Bei- und Sachverstand zu realisieren und so einen Hauch Musikgeschichte auch in meine eigene musikalische Biographie einfließen zu lassen; und so entstand im April 2011, in mehreren gemeinsamen Arbeitssessions, mein Stück récital pour une femme seule, mit Tonbandgeräten, Ringmodulatoren, dem abstimmbaren Anzeigeverstärker und einem analogen Bandpassfilter. Diese Erfahrung, nicht nur menschlich bereichernd, beeinflusst bei näherer Betrachtung bis heute meinen Zugang zur Elektronik als Medium; zugleich nahm ich bei der Gelegenheit Volker Müller immer als jemanden wahr, dem man bis ins Alter seine Freude an der Tätigkeit ansah, oder besser gesagt noch: dem man ansah, dass er sein ganzes Leben lang etwas gemacht hatte, das ihm wirklich am Herzen gelegen und Spaß gemacht hatte. Dieses Bild bleibt für mich ein wichtiger Gradmesser in der Frage auch nach meinem eigenen Verhältnis zu meiner Arbeit.
Danach sah ich Herrn Müller in unregelmäßigen Abständen hauptsächlich bei und nach verschiedensten Konzerten; diese Treffen arteten meistens aus, nach einigen Reminiszenzen gemeinsamer Erinnerungen wurde anstandslos zu einem Drink übergegangen, was immer erst weit nach Mitternacht, manchmal erst im Morgengrauen endete. Einmal, nach einer gemeinsam derart durchzechten Nacht, es muss beim Acht Brücken-Festival 2013 gewesen sein, landeten wir auf seine Initiative hin auf dem Bahnsteig des Kölner Hauptbahnhofs und beobachteten um 6 Uhr morgens bei einem von ihm gesponserten Sandwich kontemplativ die einfahrenden Züge. Einmal, im Oktober 2015, kam er mit ins Sixpack auf der Aachener Straße.
Allen diesen Abenden war gemein, dass man als junge*r Komponist*in in seiner Gegenwart nicht seine eigenen Getränke zu zahlen brauchte, geradezu nicht durfte; einzige Bedingung: „Tun Sie mir nur den Gefallen, wenn Sie eines Tages in meinem Alter sind, spendieren Sie auch der jüngeren Generation ihr Kölsch.“ Es hier niederzuschreiben, verpflichtet mich nun offiziell, es ihm irgendwann gleichzutun.
Dass ich zugleich über ihn als Menschen ungemein wenig erfuhr, fällt erst im Rückblick auf; trotz aller Ausschweifungen wahrte Herr Müller immer eine respektvolle Distanz, indem er uns Jungspunde von Anfang bis Ende siezte und nichts frug oder preisgab, was er selbst wahrscheinlich nicht gern gefragt worden wäre und zu hören bekommen hätte. Dieser Respekt ging völlig folgerichtig in der Situation auf und führte in der Summe vermutlich dazu, dass trotzdem jenes schwer definierbare Gefühl von Vertrautheit entstand, das einen vergessen ließ, wie wenig man doch über ihn als Person wusste.
Zuletzt sprach ich mit Volker Müller vor etwa zwei Jahren, als ich ihn für eine technische Frage anrief: Ich wollte mein Stück sweep over me them dusty bristles überarbeiten und suchte nach einer Art und Weise, Tonbandgerät und Computer miteinander zu verbinden und irgendwie einander gegenseitig zu steuern. Er schüttelte einige spontane Ideen aus dem Ärmel, von denen wir uns schließlich auch für eine entschieden und die so die grundsätzliche Funktionsweise des gesamten elektronischen Setups definierte. Es funktionierte tadellos, und so wäre das Stück ohne dieses vergleichsweise kurze Telefonat in der Form nicht möglich gewesen.
Leider war er nicht erreichbar, als ich ihn zur Uraufführung des Stückes im vergangenen Oktober 2020 einladen wollte, was ich sehr bedauerte, da ich sicher war, dass er sehr neugierig gewesen wäre, wie wir seine Idee umgesetzt hatten, und mich überdies für seinen wertvollen Input hatte bedanken wollen.
So, wie ich Volker Müller kennengelernt habe, bin ich sicher, dass er auf seine sehr persönliche und begeisternde Weise viele Komponist*innen mehrerer Generationen geprägt und zur Entstehung ihrer Musik entscheidend beigetragen hat, und das nicht nur technisch, sondern mit seiner Begeisterung und Großzügigkeit auch menschlich und künstlerisch. Für mich war es gewiss der Fall. All dies wird Köln fehlen und so kann ich nur hoffen, dass sein Wissen und seine Erfahrung erhalten bleiben können und sein Wesen denen, die ihn kannten oder ihm nahestanden, in warmherziger Erinnerung. Seinen Angehörigen möchte ich mein herzlichstes Beileid aussprechen. Und so werde ich in 40 Jahren bei einer spontanen Kneipentour bestimmt an ihn denken, wenn ich dann vielleicht sage: ’50 Euro habe ich noch, wenn das nicht reicht…, muss ich zur Sparkasse.'“
Matthias Krüger
Komponist
„Es ist dieses Bild von Volker Müller in meinem Kopf, das mir am stärksten in Erinnerung bleibt: Ein gut gekleideter älterer Herr, der mit verschmitztem Lächeln und fast kindlicher Vorfreude uns, den Studenten der Musikhochschule, das Instrument Vocoder präsentiert: Wie ein Zauberer, der weiß, wie eine gute Inszenierung funktioniert, hält er einen Moment lang inne… und da kommt sie schon, die berühmte Vocoder-Nummer: Ein exzellent vorgetragener, durch den Vocoder verfremdeter Begrüßungstext, performt durch den technischen Leiter persönlich.
Herzlichkeit, Großzügigkeit, aufrichtige Neugier auf die Arbeit der Jüngeren, aber auch enormes auf Erfahrung begründetes Wissen, das auf eine angenehme, von jeder Spur des „autoritären“ befreite Art weitergegeben wird, sind nur wenige Seiten der Persönlichkeit Volker Müllers. Charaktereigenschaften eines Menschenschlages, der zu verschwinden scheint.“
Oxana Omelchuk
Komponistin
„Durch einen glücklichen Umstand konnte ich Volker Müller noch kurz vor der Beendigung des Studiobetriebs in der Annostraße im Jahr 2000 vor Ort (und damit natürlich auch den Ort selbst) kennenlernen. Seither habe ich ihn als den unermüdlichen Bewahrer der bis dahin im WDR-Studio für Elektronische Musik versammelten Ideen, Musiken und natürlich auch Geräte erlebt, als der er sich in den letzten 20 Jahren große Verdienste erwarb. Sein Verlust wiegt schwer. Er konnte Zeugnis geben über die entscheidenden Begegnungen von Musik und Technologie in einem historischen Moment, als es möglich war, mit diesen beiden in ihrer Verbindung konsequent kreativ umzugehen. Es ist ein Privileg, ihm begegnet sein zu können und von seinen Kenntnissen und Einsichten, aber nicht zuletzt auch von seiner Herzlichkeit und seiner wunderbaren Gastfreundschaft profitiert haben zu dürfen.
Es hat mich ein ums andere Mal erstaunt, wie es ihm gelang, seine eigene beseelte und dabei doch völlig unaufdringliche Begeisterung für die Elektronische Musik in der Begegnung auf andere Menschen zu übertragen – seien sie nun Experten oder Neulinge auf dem Gebiet. Ein Besuch bei ihm hat keinen Besucher und keine Besucherin, da bin ich mir vollkommen sicher, unberührt gelassen und ist mit Sicherheit tief in den Gedächtnissen verblieben.“
Danke, Volker Müller!
Florian Zwissler
Komponist, Musiker
„Zu Volker Müller hat sich bei mir das leicht romantisierende Bild eines weitgereisten Veteranen legendärer Unternehmungen entwickelt – jemand, der in Personalunion den Steuermann, den 1. Offizier, den Maschinisten und Funker wie ebenso den Kapitän oder bisweilen auch nur die Bordwache eines großen Schiffes verkörperte. Persönlich habe ich ihn erst kennengelernt, als dieses Schiff schon auf unbestimmte Zeit ins Trockendock verbannt war.
Aber wer je die Gelegenheit hatte ihn dort »an Bord« zu besuchen, weiß mit welchem Elan und Enthusiasmus er sein technisches Wissen weitergab und auch an überraschenden Anekdoten aus der Studioarbeit oder von Konzertreisen nicht sparte. Es kann ihm gar nicht genug gedankt werden, dass er es 1999/2000 geschafft hat, das Studio für Elektronische Musik des WDR vor der Auflösung in diesen Kellerlagerraum in Köln-Ossendorf zu retten! Und es fällt sehr schwer zu realisieren, dass er nun nicht mehr länger präsent sein wird – seine Stimme und Perspektive werden fehlen!“
Dirk Specht
Klangkünstler, Komponist, Kurator
Lieber Volker Müller,
jetzt werden wir wohl nie mehr erfahren ob der Sequenzer funktioniert.
Unsere gemeinsame Session wird mir aber immer in Erinnerung bleiben, gerade auch weil dafür die gepflegte Grundeinstellung am Synthesizer geopfert wurde.
Willi Sauter
Klangbaukoeln
Ich bin Volker Müller nur zwei Mal kurz begegnet. Der Gedanke an eine Begegnung – in aufgekratzt-euphorischer Stimmung in einem Bus-Shuttle nach einer Stockhausen-Aufführung – lässt mich verstehen, wie sehr Volker Müller die Verkörperung des Credos von der Kunst als Arbeit in seiner Person vereinbart hat. Das lockere Gespräch im Plauderton zum Elektronischen Studio des WDR schlägt um in soldatische Strenge, als es um die Details der Realisation eines bestimmten Werkes geht. Es geht Volker Müller nicht um Belehrung sondern um Genauigkeit, um Präzision und echtes Verständis einer besonderen Kunstform. In der Erinnerung an Volker Müller wird mir nun auch klar, dass sich damit vor allem seine Liebe zur Elektronischen Musik ausdrückte.
Till Kniola
aufabwegen
Wir danken allen Beitragenden für diese berührende Resonanz an Danksagungen und Erinnerungen, insbesondere Rainer Nonnenmann für das Bereitstellen seines Artikels sowie hans w. koch für seine Initiative und drücken allen Angehörigen und Freunden unsere Anteilnahme aus.
“Let me draw your attention to the fact that many venues and platforms, new art spaces have been opened in recent years in Russia, especially in Moscow and St. Petersburg, where concerts of contemporary music take place, contributing to increased interest of the public.“
Mehdi Hosseini takes us into the contemporary music scene of St. Petersburg and Russia, which despite a growing interest of the public, often stands in the shadow of classical music.
The Audio Foundation began in Zoe’s bedroom with a computer and a phone and grew from there. From online texts, chat rooms, noticeboards, gig guides to small events and concerts, to a venue, exhibitions, symposiums etc. The river brings and sustains life as it winds to the sea.
Jeff Henderson, director of the Audio Foundation, gives us insight into a tight-knit community of experimental music „on the way to antarctica“ – and beyond…
„On 9 September 1993 the city council replied with an unannounced, illegal and hurried attempt to demolish all Metelkova buildings with machines and wrecking balls. Ha! Exactly the opposite of what they promised! As a response to this quite unethical act, approximately 150 self-organised individuals occupied the Northern section of the Metelkova barracks.“
Amongst the group of people fighting to save what is now a famous and lively hub for creatives of all kinds in the centre of Ljubljana was also Nataša Serec. She would later found KUD Mreža, a network for experimental music at the Metelkova site. In our interview she tells us how the network came into being, about their concert series FriForma or the International Feminist and Queer Festival Red Dawns, and the changes over the years – and last months…
We put a lot of focus on artistic exchange all over the world and it is certainly one of the reasons why I started CMMAS 15 years ago. Composers, performers, musicologists, creative people come to work here for a few months or a few weeks, then they also teach, do performances and community work around the centre. These interactions help our own students a lot, too.
Rodrigo Sigal introduces us to the Centro Mexicano para la Música y las Artes Sonoras – CMMAS, a network for contemporary music in Morelia, Mexico. With concerts, festivals, courses, residencies and much more it takes a large part in the vibrant musical scene of Morelia. In the interview he speaks about the different programmes, technological development and the lacking support by the Mexican government.